Hier der Artikel von Wolfgang Hauf aus der FLZ vom 11.06.24 zum Nachlesen:
EIN SOUND VOLLER LEBEN UND BANDBREITE
Die Bigband der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl gab im Innenhof des ehemaligen Karmeliterklosters ein Freiluftkonzert zum Genießen.
DINKELSBÜHL – Ein beeindruckendes Konzert junger Musikerinnen und Musiker haben die Zuhörenden im Innenhof des ehemaligen Karmeliterklosters in Dinkelsbühl erlebt. Es spielte die Bigband der Berufsfachschule für Musik.
Unter Leitung von Jakob Grimm, der auch für die Ausbildung der Posaunisten verantwortlich ist, wurde ein buntes Programm geboten. Wobei nicht der klassische BigbandSound der 1930er und 1940er Jahre im Vordergrund stand.
Bei „Feeling Good“ von Michael Bublé riss schon das einfühlsame Intro von Andre Schneider am Piano mit. Das Publikum war gleich voll dabei und so waren die Fußstapfen des kanadischen Ausnahmesängers Bublé für das Nachwuchstalent Hien Nguyen zwar groß, aber er meisterte das Stück mit Bravour.
Beim mit viel Gefühl vorgetragenen Blues „Any Dude’ll Do“ von Bill Holman zeigten Johannes Prinz an der Gitarre und Alexander Binder am Kontrabass als Solisten ihr Können, was ihnen ohne technische Übertreibungen hervorragend gelang. Furios war bei diesem Stück das vom Bläsersatz dominierte Ende.
Johanna Martius an der Posaune stand bei „Polka Dots and Moonbeams“ – ebenfalls arrangiert von Bill Holman – im Mittelpunkt. Sie intonierte sehr sauber, spielte mit viel Gefühl und verlieh dieser sanften Komposition so eine besondere Note. Auf allen vier Posaunen lag der Fokus dann bei „On the Sunny Side of the Street” von John Clayton. Vor allem die Unisonostellen wurden sehr sauber intoniert, von der Band dezent bis kräftig untermalt.
Das Intro des fetzigen Stücks „I’m Gonna Live Till I Die“ von John Clayton wurde von Laurenz Hagel an den Drums gespielt. Er gab Sängerin Wiona Jakscht damit eine wunderbare Vorlage, sich voll in diesen Song hineinzuversetzen und das Publikum mitzureißen. Weiter ging es mit einer Überarbeitung eines amerikanischen Volkslieds, das Bob Brookmeyer seiner Freundin Maria Schneider gewidmet hatte: „For Maria“, eine sanfte Nummer als Kontrast zur vorherigen.
Bei „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ nach einem Arrangement von Sammy Nestico hätte das Publikum am liebsten mitgesungen und mitgetanzt. Auch hier zeigte Andre Schneider am Piano wieder seine Klasse. „Easy“ hat Hien Nguyen eine Eigenkomposition genannt. Eigentlich fehle ein Fragezeichen, denn „das Leben ist nicht immer easy“, meinte Nguyen. Aufgebaut wie ein klassischer Popsong ging dieses sehr moderne und perkussive Arrangement rhythmisch richtig in die Beine.
Die letzte Nummer dieses Abends stammte von Daniel Funk (Tuba), der den Rocksong „Hold the Line“ der Band Toto aus den 1980ern für die Bigband arrangiert hatte. Ein überraschender Tempowechsel sowie das perkussive Solo des E-Basses waren dabei die Höhepunkte.
Die jungen Musikerinnen und Musiker zeigten, dass der Bigband-Jazz Spaß macht und keine „tote“ Musik ist, die nur durch bereits verstorbene Arrangeure und Komponisten weiterlebt. Vielmehr steckt er voller Leben, wird bereichert durch Elemente des Pop und Rock und gibt so dem Ganzen eine neue, durchaus ansprechende Bandbreite.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer jedenfalls genossen diesen Abend. Nach der Zugabe gab es donnernden Applaus.
Foto der Detailansicht: WOLFGANG HAUF